Sonntag, 15. April 2012. Nein, gemeint ist nicht das olympische Tischtennisturnier, das ja nur aus jeweils rund 80 Damen und Herren besteht - sondern das Turnier, um dorthin überhaupt zu kommen: 50 Damen und 70 Herren aus Europa, die nicht als TOP 28 der Weltrangliste direkt qualifiziert sind, haben beim "European Olympic Qualifying Tournament" vom 11.-15.4. in Luxemburg um jeweils weitere 11 Startplätze gekämpft. Das Schöne: In 120 Pflichttests musste ich keinen einzigen unzulässigen Schläger feststellen. Das Anstrengende: Nur die besten 32 kamen überhaupt aus den Gruppen in die Hauptrunde, wo sie an drei Tagen bis zu drei Mal ein komplettes KO-System durchlaufen mussten und nur die jeweiligen Gewinner qualifiziert sind, während die übrigen am nächsten Tag es von vorne versuchen mussten. Das bedeutete bis zu 10 Spiele (best of seven games !) binnen 3 Tagen - dagegen ist die ITTF Pro Tour ein Kindergeburtstag.
Noch beeindruckender war aber, wie sehr Olympische Spiele sich auch für die Spieler von allen anderen sportlichen Zielen abheben, die sie jemals erreichen können: Ich habe Spieler, die ich seit Jahren nur emotionslos kenne, nach dem Finalsieg jubelnd durch die Box sprinten, ihren gesamten Trainerstab dreimal abklatschen und anschließend Freudentränen heulend neben dem Court sitzen sehen. Und ich habe natürlich auch die Schattenseiten gesehen: Eine Spielerin, die fünf Matchbälle zum London-Ticket hatte, das Match und das Ticket verlor und in unserem racket control room anschließend, kaum ansprechbar, mehr Taschentücher gebraucht hätte als wir alle zusammen ihr hätten geben können.
Es war ganz offensichtlich das Turnier, das den Spielern im 4-Jahres-Zyklus am meisten bedeutet. "Geschafft" hat es der, der hier gewinnt. Von der Goldmedaille träumen diese Spieler nicht wirklich - das Hinfahren war ihr großes Ziel. Es war daher auch für mich ein ganz besonderes Turnier und eine aufregende Woche, hier schon dabeizusein.