Wie sich ja herumgesprochen hat, war das Haus Küneth-Radeloff persönlich bei den Olympischen Spielen 2012 in London vertreten. Die Weblinks rechts (paradox, ich weiß) erzählen einiges dazu. Manches klingt pathetisch, und ja: Die Gratwanderung zwischen Information, Freude und Eigenlob ist schwierig. Sorry, falls es nicht immer klappen sollte. Jedenfalls: Es kamen nun verständlicher Weise Fragen, wie sich das in allen Einzelheiten zugetragen hat. Um dem gerecht zu werden, und natürlich die aufregende Zeit mit Freunden zu teilen, gab es in 2012 diesen Blog - und es gibt eine Bildergalerie.

Es gibt aber noch einen Grund. Olympische Spiele werden oft kontrovers diskutiert: Das Flair des universellen sportlichen Großereignisses steht gegen die Kritik an den Kosten und an den ökologischen Nachteilen. Das Problem: Der Blick hinter die Kulissen, das objektive Bild, ist den meisten kaum möglich. Wir -die Leser dieser Zeilen und ich- haben nun ein Stück weit diese Chance. Das möchte ich gerne ermöglichen.


24 Stunden - Zeit für große Worte

Now's the time to take
hold of your dream.
You are standing
on the
edge of history.

So let the games begin,
may the best man win.
Give your all
for all
the world to see.

Giorgio Moroder, Reach out for the medal (Los Angeles 1984)

8 Monate sind seit der Nominierung vergangen wie ein Wimpernschlag. Der erste Blogbeitrag, der von jenem Tag erzählt, ist nur zwei Mausklicks entfernt. So sitze ich nun auf gepackten Koffern und zähle die Stunden bis morgen Mittag runter.

"Wer zitiert, ist nur zu faul zum selber denken", heißt es. Aber manchmal wurde das, was in einem vorgeht, eben schon von einem anderen so treffend ausgedrückt, dass man es besser nicht formulieren könnte. Deswegen ist es jetzt Zeit für den Start von Torstens Olympic Lyrics Collection, die in den nächsten 14 Tagen in loser Folge erscheinen wird.

Ich melde mich dann wieder nach der Landung, aus einer wohl völlig anderen Welt. Vermutlich ist die Zeit der eher unaufgeregten Blogbeiträge jetzt um. 😁

3 Tage - kleine Linkliste

"Wann kommt Tischtennis ?" "Sehen wir Dich im Fernsehen ?" - Höchste Zeit für eine Stoffsammlung, um diese häufig gestellten Fragen zu beantworten.

  • Die Eröffnungsfeier: Am 27.7. ab 21:55 deutscher Zeit (bei mir also 20:55) im ZDF.
  • Eurosport überträgt Tischtennis wohl im Rahmen der "Top-Entscheidungen des Tages". Also 1. August Damen-Einzel, 2. August Herren-Einzel, 7. August Damen-Mannschaft, 8. August Herren-Mannschaft.
  • Ausführlicher dürfte da der Livestream von ARD und ZDF sein - sechs Streams parallel, sechzig Livestunden pro Tag. Sollten wohl regelmäßig Tischtennis beinhalten. 
  • Den Zeitplan der Tischtennis-Spiele gibt es als Komplett-Übersicht auf der ITTF-Olympiaseite.
  • Auf dieser Seite ist im übrigen auch genau beschrieben, was das Team Schlägerkontrolle so treibt.
  • Als Kontrast hier das schlimmste Verbrecherfoto, das ich von Timo Boll jemals gesehen habe. Der Arme !

Noch 7 Tage und freie Bahn

http://i.telegraph.co.uk/multimedia/archive/02278/games-lane2_2278034b.jpg
http://olympia.ard.de/london2012/allemeldungen/olympialondon2657.html

Olympic Lanes in LondonSoso - 50 km Stau vor London ? Nicht für mich - ich fahre rechts ! 😁😎😜 

Es gibt sie also wirklich, die Olympic Lanes für Athleten und Offizielle. Dann bleibt jetzt nur noch ein Wunsch offen: Ich hätte das gerne nach meiner Rückkehr auch auf dem Mittleren Ring in München: Donnersbergerbrücke linke Spur, nur für ehemalige Olympiateilnehmer.

By the way, für alle die mich in Antenne Bayern, Radio Oberland, der Frankenpost, dem Weilheimer Tagblatt oder dem Allianz-Intranet über 14-Stunden-Tage sprechen hören und Angst um den Blog haben: Keine Sorge. Im racket control centre ist eine Breitbandverbindung Vorschrift. Und zwischen den Besuchen von Timo Boll und Vladimir Samsonov wird schon Zeit zum Schreiben bleiben.

 

One moment in time - noch 10 Tage

Die letzte Phase des Countdowns - Zeit für ein paar grundsätzliche Gedanken zwischendurch.

Mancher mag sich wundern, warum dieser Blog nicht vor Begeisterung überschäumt über das einmalige Event. Nun ja, ich bin keiner, der sich vom Trubel um sich herum so schnell beeindrucken lässt. Warum das ? Hier geht für uns Schiedsrichter darum, eine professionelle Dienstleistung für die Athleten und den Sport zu erbringen. Das ist wichtig, weil Sport an sich so wichtig ist wegen der gesellschaftlichen Funktion, die er ausübt: Wir alle lernen vom Sport fürs Leben: Sich auf ein Ziel konzentrieren, Disziplin und Motivation aufbringen, Erfolg durch Leistung erzielen, kritische Situationen meistern, und dabei die Mitbewerber respektieren. Hinzu kommt, dass Sport die beste Gesundheits- und Antidrogen-Politik darstellt (wenn man von einigen unrühmlichen Ausnahmen im Profibetrieb absieht, die keinerlei Wert als Vorbilder haben). Das gilt ganz besonders für die Kinder und Jugendlichen, die wir durch Sport buchstäblich "weg von der Straße" bekommen.

Deswegen ist es wichtig, unsere Dienstleistung für den Sport professionell anzugehen, auch wenn es sich um ein Ehrenamt handelt. Dazu gehört Überblick, ein kühler Kopf und Einfühlungsvermögen in die Situation der Athleten - was ja nicht heißt, dass man sich nicht an ihren tollen Leistngen, begeisternden Augenblicken und dem olympischen Fest als ganzes freuen kann. Das wird nach der Landung in Heathrow sicherlich noch mehr im Vordergrund stehen. Denn die Ehre, die es bedeutet, wenn man von anderen offenbar als einer der besten unter den Sport-Dienstleistern angesehen wird, die ist natürlich schon groß.

Deswegen möchte ich auch eine Botschaft an alle Ehrenamtlichen loswerden, die in Sportvereinen und anderen Institutionen ihre Freizeit opfern: Dranbleiben ! Es lohnt sich nicht nur für unsere Gesellschaft, es kann auch tolle Lebens-Highlights mit sich bringen !

One moment in time - noch 15 Tage

Queen live im Olympiastadion - hätte sich der Münchner vor 30 Jahren gut vorstellen können, und ich habe jetzt Karten dafür. Nur ist es eben nicht das Stadion in München, sondern das in London, und ich bekomme auch nicht Freddie Mercury zu sehen, sondern Elisabeth II. Schon wieder so ein Ding - wer kann schon von sich sagen, die Königin von England live erlebt zu haben ? Denn natürlich wird das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs am 27.7. die Spiele eröffnen.

In der Zwischenzeit werden die anklopfenden Radiosender noch größer: Nach dem Gespräch mit Radio Oberland am 18. April folgt kommenden Montag ein Interview mit Antenne Bayern. Ob wir doch noch Häppchen für die Journalisten vor unserem Haus schmieren müssen ?

Mehr Spaß gibt es auch an der Dienstplan-Front: Mindestes zwei freie Tage pro Racket Tester plus alle Finals angucken. Da stört es auch nicht, dass die Arbeitstage zeitweise um 7:30 morgens beginnen - auch für den Langschläfer ist es eine Ehre, für dieses Ereignis mitten in der Nacht aufstehen zu dürfen.

Was mich auch freut ist, dass ich in der Zwischenzeit für Bayern nicht mehr alleine am Start bin: Mit Sabine Winter, die gleich ums Eck in Seefeld aufgewachsen ist, stellen wir auch noch die Ersatzspielerin für das Damenteam. Ich sehe sie seit gefühlt 25 Jahren spielen (obwohl sie erst 20 ist 😜 ), und da trifft es eine, die es wirklich verdient hat.

One moment in time - noch 20 Tage

LH 2476 nach Heathrow hebt am 25. Juli um 13:20 in München ab. (Dies nur als Info für alle Spieler, die am Tisch unter einer umstrittenen Entscheidung von mir leiden mussten, und die mir deswegen aus Rache vielleicht Drogen ins Gepäck schmuggeln möchten. Das Problem: Solche Entscheidungen sind im Tischtennis so selten, dass der Kreis der Verdächtigen extrem klein wäre...)

Am 25. ist außer Landen, von freundlichen Volunteers empfangen werden, Akkreditierung validieren, zum Heathrow Express geschickt werden, umsonst Schnellzug fahren, an der Paddington Station aussteigen, das Olympic Shuttle finden und zum Hotel gebracht werden eigentlich noch nichts los. (Reicht ja auch - soooo gern flieg' ich dann auch wieder nicht.) Bin mal gespannt, ob es die für München 2018 geplanten "Olympic Lanes", die ein Chaos auf dem Mittleren Ring verursacht hätten, auch in London gibt. So ganz lässig Ich-bin-wichtig-am-Stau-vorbei. 😁 Und vielleicht reicht's ja am Abend schon für einen ersten Stadtbummel - andererseits, die Schiedsrichterkollegen will man ja auch treffen, entspannt an der Hotelbar.

Am 26. beginnt dann der Stress, aber dazu mehr an Tag -15. Und über den 27. muss ich nichts vorwegnehmen, denn das seht Ihr alle ab 21 uhr live im ZDF.