Warum Schiedsrichter

Wenn mich jemand fragt, warum ich diesen Job mache, antworte ich: Um mich vor tausenden von Zuschauern und Fernsehkameras zu produzieren, und Geld, Macht und schöne Frauen zu bekommen.
Dann lachen wir beide herzlich, und anschließend erzähle ich die wirkliche Motivation. Jeder sollte sich in irgendeinem Sport engagieren, weil Sport die beste Sozial- und Gesundheitspolitik ist: Für's Leben lernen, Disziplin üben, Krisensituationen meistern, fit bleiben, und -gerade im Jugendbereich- "weg von der Straße" sein.

Jeder sollte im Sport das tun, was er/sie am besten kann. Wer das Talent zum guten Spieler hat, sollte sehr aktiv spielen. Wer dieses Talent nicht hat, dafür aber z.B. gut in Regeltheorie ist, strukturiert denken kann und gern eine neutrale Position mit Überblick einnimmt, der sollte auch spielen, aber vor allem sich einen Job wie meinen suchen: Schiedsrichter sind Dienstleister des Sports. Sie sorgen für einen fairen und geordneten Spielablauf, zugunsten von Zuschauern, Turnierveranstaltern und dem Wichtigsten im Sport: den Spielern. Sie sind auch die Ansprechpartner für Spieler und Funktionäre in allen Regelfragen und vielen Verfahrensfragen.

In diesem Job gibt es nicht mehr und nicht weniger Spaß als als Spieler: Man hat sicher den Stress des Dauereinsatzes (bis zu 15 Turniermatches pro Tag), und im Zweifel die Rolle des Konfliktlösers oder auch mal Sündenbocks. Im Gegenzug hat man nicht den Druck, gewinnen zu müssen - kein Team, dem man einen Sieg schuldig ist, kein Geld und keinen Job zu verlieren, eigenes Training nur wenn man gesund ist und Spaß daran hat. Auf alle Fälle winken Matches, die bei den Spielern nur den allerwenigsten vergönnt sind: Eine Halle, ein Tisch, ein Endspiel. 5.000 Zuschauer, drei Kameras, beim Aufschlag eine Stecknadel fallen können hören und nach dem Punkt den Applaus der ganzen Halle.

Dem Sport dienen und viele eigene Eindrücke für's Leben gewinnen - dafür mache ich diesen Job.